Theatergruppe im Seniorenzentrum – die Anfänge

>>Vorhang auf! Wir spielen Theater.<<,

hieß es ab September 2017 für die Bewohner des Seniorenzentrums Martha-Maria in Nagold. Wie kann man mit Senioren Theater spielen, die alle unterschiedlich beweglich  und zum Teil stark dement sind?

Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Was ich aber wusste war, dass mir all die kürzeren und längeren Ferienjobs in den verschiedensten Seniorenheimen immer sehr viel Freude bereitet haben. Ich schätze die Arbeit mit Senioren sehr und bin der Meinung, dass gerade diese Menschen einen Nutzen aus dem Medium Theater ziehen können. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass sie ein Recht auf das Kulturgut Theater haben.

In der ersten Zeit ging es vor allem darum, sich gegenseitig kennenzulernen und sich füreinander und das darstellende Spiel zu öffnen. Ich sah mich 22163778_10214279879010294_1225704055_oeiner Generation gegenüber, die es gewöhnt ist, Gefühle und Emotionen eher nicht zur Schau zu tragen und Haltung zu bewahren. Dies schien dem freien Theaterspielen zunächst nicht gerade zuträglich. Viele der Teilnehmer waren anfangs eher in sich gekehrt und verhielten sich mehr als Beobachter. Außerdem fiel mir auf, wie sehr sich alle auf das fokusierten, was sie nicht können. Nahezu jeder Bewohner teilte mir direkt seine Beeinträchtigung mit. So tauchten zum Beispiel folgende Befürchtungen auf: >>Ich kann aber nicht umher laufen.<< >>Ich kann mit keine Texte merken.<<  >> Ich kann nicht gut sehen.<<

Es war und ist mir ein großes Anliegen ihnen zu zeigen, was sie alles können und welche Fähigkeiten sie haben, den Fokus quasi von >>Ich kann nicht.<<, zu >>Ich kann!<< zu ändern.

Die meisten Proben beinhalteten Bewegungseinheiten, Gesang und Musizieren, darstellerische Übungen, Koordinations- und Gedächtnisübungen sowie thematische Theaterarbeit.

Ein sehr schönes Phänomen, dass sich bereits nach der ersten Probe einstellte war, dass die Teilnehmer, angeregt durch die Themen in der Probe, miteinander ins Gespräch kamen und den Saal gar nicht verlassen wollten.

In der ersten Zeit beschäftigten wir uns mit allen Sinnen mit dem Thema Herbst. Dabei entstanden wunderbare Minigedichte (Elfchen). Die Gedichte beinhalten die Erfahrungen, Kindheitserinnerungen und Emfindungen der Bewohner.

Schon nach kurzer Zeit hörte ich kaum noch eine „Ich kann nicht- Aussage“. Der Eine entdeckte wie gut er für unser Schattentheater Figuren basteln kann, eine Andere fing für unser Theaterstück wieder aktiv an Mundharmonika zu spielen, der Nächste lieferte unglaublich spannende Geschichten….. Nach einer Probe kam eine Teilnehmerin zu mir, die anfangs eher unsicher war und sagte: >>Schade, dass das meine Mutter nicht mehr erlebt. Sie wäre stolz auf mich!<<

Zu welchem Ergebnis uns unsere Proben führten, davon berichte ich hier: „Aus den Erinnerungen“ Schattenspiel im Seniorenzentrum